Beziehungswunsch und Kontaktschwierigkeiten: Wie geht das zusammen?
Sie wünschen sich eine Beziehung und die Suche nach einem passenden Partner oder einer geeigneten Partnerin will nicht recht gelingen? Oder Sie schaffen es nicht, den ersten Schritt zu tun – weder online noch im realen Leben? Kontaktschwierigkeiten treten in verschiedenen Formen auf und können die Partnersuche extrem belasten. Erfahren Sie in diesem Beitrag, welche Ursachen Kontaktschwierigkeiten zugrunde liegen können und wie Sie dagegen vorgehen.
Kontaktschwierigkeiten und Schüchternheit mindern! | Quelle: © ZoneCreative - Adobe Stock
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Kontaktschwierigkeiten und mögliche Ursachen
Die Ausprägung von Kontaktschwierigkeiten bei Singles ist individuell verschieden. Nervosität und Unsicherheit beim ersten Date sind ganz normal und wenn sie nach einer langen Beziehung wieder auf Partnersuche gehen, fühlen sich viele Singles anfangs unwohl, irgendwie „aus der Übung“. Diese Beispiele haben erfahrungsgemäß nichts mit sozialen Schwierigkeiten zu tun. Wenn die Nervosität allerdings in Angst umschlägt, ist es wichtig, gegenzusteuern.
Ängste neigen nämlich dazu sich zu verfestigen und auf andere Bereiche auszuweiten – in der Psychologie spricht man in diesen Fällen von Chronifizierung und Generalisierung.
Schüchtern – eine Frage des Temperaments
„Sei doch nicht so schüchtern! Du musst einfach mal aus dir rausgehen.“ Wenn das so einfach wäre!
Genau genommen ist diese Aufforderung ziemlich unfair, auch wenn sie eine Ermutigung sein soll. Schüchterne Menschen fühlen sich im Vergleich zu ihren Altersgenossen ängstlicher und ihr Stresspegel steigt rascher an. Dieser Umstand wirkt sich bei den meisten negativ auf das Selbstwertgefühl aus, Unsicherheit nimmt zu und das Stressniveau gleich mit – ein Teufelsreis.
Ob Sie zu den schüchternen Menschen zählen ist eine Frage Ihres Temperaments und unterliegt nicht Ihrem Willen.
Individuelle Stressverarbeitung beeinflusst den Charakter
Der renommierte Hirnforscher Gerhard Roth berichtet, dass bereits im Mutterleib die Basis für das Temperament gelegt wird. Das individuelle Stressverarbeitungssystem formt den späteren Charakter maßgeblich mit. Anders formuliert: Menschen, die auf Reize rasch und heftig mit Stress reagieren, werden sich anders entwickeln als Personen mit einem „dicken Fell“. Sie sind sensibler, vorsichtiger und reagieren auf stresshafte Lebensphasen öfter mit psychosomatischen Beschwerden wie Erschöpfung, Verspannungen oder Schlafstörungen. Auf der anderen Seite fördert eine erhöhte Sensibilität das Einfühlungsvermögen in andere Menschen und ist allgemein eine Quelle für hohe soziale Kompetenz.
Das Wissen, was im Körper während einer Stressphase passiert, hilft oft schon, besser damit umzugehen und erspart zusätzliche Sorgen.
Wie funktioniert Stressverarbeitung und wie entwickelt sie sich?
Die biologische Psychologie nennt das Stressverarbeitungssystem, also die Regionen, die an der Stressreaktion beteiligt sind, HPA-Achse: Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse. Sie müsste daher eigentlich HHNA-Achse heißen, die Abkürzung HPA-Achse leitet sich jedoch vom englischen Ausdruck Hypothalamic-Pituitary-Adrenal Axis ab.
Das klingt im ersten Moment möglicherweise verwirrend, deshalb gehen wir Schritt für Schritt vor.
Schritt 1: Was ist Stress?
Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Veränderungen oder besondere Herausforderungen. Das kann ein plötzlich auftretendes Unwetter während einer Bergtour oder das lang herbeigesehnte erste Date sein. Die Stressreaktion stellt dem Organismus zusätzliche Ressourcen zur Verfügung, um die Situation zu bewältigen.
Die Auswirkungen kennen wir alle:
- Herzrasen und schneller Atem: Adrenalin lässt das Herz schneller schlagen, um die körperliche Aktivität zu steigern (Kampf oder Flucht), die Lunge stellt mehr Sauerstoff bereit
- Glucocorticoide (Cortison) aus der Nebennierenrinde werden ins Blut abgegeben. Sie wirken unter anderem entzündungshemmend und fördern die Wundheilung – falls es während des Kampfes oder der Flucht zu Verletzungen kommt
- Zudem werden über die Leber Fettsäuren ins Blut abgegeben, um den Körper mit Energie zu versorgen.
- erhöhte Aufmerksamkeit und Wachsamkeit: Gefahr einschätzen, schnell reagieren, Konzentration auf das Wesentliche
- Magen-Darm-Beschwerden: Blut wird aus dem Verdauungsapparat abgezogen und dem Bewegungsapparat zur Verfügung gestellt.
Schritt 2:
So funktioniert die Stressachse
- Stressreize gelangen über das zentrale Nervensystem ins Gehirn und werden dort bewertet.
- Ergibt die Analyse, dass Gefahr droht, wird der Hypothalamus aktiviert.
- Der Hypothalamus setzt das CRH, das Corticotropin-Releasing-Hormon frei.
- Das CRH aktiviert das vegetative Nervensystem und 2. die Hypophyse.
- Das vegetative Nervensystem erreicht das Mark der Nebennierenrinde, das Adrenalin in den Blutkreislauf freisetzt.
- Das Adrenalin beeinflusst u. a. die Tätigkeit von Herz, Lunge, Blutgefäßen und der Verdauung.
- Die Hypothyse produziert ACTH (adrenocorticotropes Hormon).
- ACTH aktiviert die Nebennierenrinde, Cortisol wird ausgeschüttet.
- Cortisol wirkt – wie oben beschrieben – auf Leber und Muskeln.
Reize und Stressoren | Grafik: ALL4SINGLES.DE Quelle: bio.vobs.at
Es spielt keine Rolle, ob die Herausforderung lebensgefährlich (Unwetter im Gebirge) oder wunderschön (erstes Date) ist. Der Körper reagiert immer nach dem selben Schema. Deshalb gibt es beim Stress auch ein Zuviel-des-Guten.
Wichtig ist, dass die Stressreaktion verlässlich einsetzt und auch wieder abflaut, indem der hemmende Teil des vegetativen Nervensystems, der Parasympathikus, aktiv wird. Dies geschieht zum Beispiel durch Bewegung, Nahrungsaufnahme oder Entspannungsübungen.
Mimose oder Mensch mit Elefantenhaut?
Diese Frage entscheidet sich bereits im Mutterleib. Prof. Gerhard Roth geht davon aus, dass vom Gehirn der Mutter Informationen zur Gehirnentwicklung an ihr ungeborenes Kind fließen. Das bedeutet: Hat die Mutter ein durch unverarbeitete Traumata verändertes Gehirn, entwickelt sich das Gehirn des Nachwuchses in ähnlicher Weise. Das kindliche Temperament ist dann durch erhöhte Ängstlichkeit und Stressanfälligkeit geprägt. Die Fähigkeit zur Beruhigung ist reduziert. Roth spricht von einem vorgeburtlichen Traumatransfer. Eine entspannte, glückliche Mutter ohne unbewältigte Traumata wird ein gelasseneres Kind zur Welt bringen.
Was bedeutet das nun für Menschen mit Kontaktschwierigkeiten?
Wenn Sie also zum sensibleren Teil der Bevölkerung zählen ist es wichtig, dass Sie sich und Ihr Temperament akzeptieren. Sich selbst zu verurteilen oder diesen Charakterzug abzulehnen, steigert im schlimmsten Fall das Stressniveau.
Ganz wichtig ist, dass Sie Ihren Lebensrhythmus finden, der Sie zufrieden stellt und Ihr Stresssystem nicht zu sehr belastet. Nehmen Sie sich Zeit und erkunden Sie, was Ihnen gut gut. In jedem Fall sollten ausreichend Bewegung und Entspannung im Alltag integriert werden.
Tipp:
Sie stärken Ihren Parasympathikus, indem Sie sich täglich mehrere kurze Bewegungs- und Entspannungsinseln schaffen. Wer stundenlang am Stück im Sitzen verbringt und nach Feierabend 10 Kilometer joggt, lebt aus körperlicher Sicht nicht ausgeglichen. Besser wäre es, morgens mit dem Rad ins Büro zu fahren, in der Mittagspause eine kleine Runde an der frischen Luft zu drehen und abends nach Hause zu radeln. Wenn Sie es dann noch schaffen, zwischendurch ein paar Dehnungs- oder Atemübungen zu machen, sind Sie gut aufgestellt.
Falls dies nicht reicht, lassen Sie sich von einem Arzt Ihres Vertrauens beraten. Vielleicht profitieren Sie von Akupunktur, Naturheilkunde oder anderen Methoden.
Und wie steht’s mit der Beziehungsfähigkeit?
Als etwas ängstlicher Charakter agieren Sie vielleicht vorsichtiger als der Durchschnitt Ihrer Altersgenossen. Deshalb sind Sie keineswegs beziehungsunfähig. Wenn Sie Ängstlichkeit bei sich erkennen und annehmen, können Sie Ihr Dating-Verhalten darauf abstimmen:
- Nutzen Sie die Möglichkeit zur Selbstbeschreibung auf Dating-Portalen und stellen Sie klar, dass Sie das Kennenlernen langsam angehen möchten. Es werden sich dann Personen melden, für die das in Ordnung ist.
- Sorgen Sie sich nicht, dass sich zu wenig Menschen für Ihr Profil interessieren. Sie möchten einen Partner, eine Partnerin und zu viel Auswahl führt nicht zu besseren Ergebnissen. Beziehungssuche ist kein Markt oder Basar, auch wenn Sie für den Dienst etwas bezahlen.
- Planen Sie erste Treffen in der Natur, in einer Umgebung, in der Sie sich wohlfühlen – also keine extreme Bergtour mit zusätzlichem Adrenalinschub.
- Idealerweise gehen Sie erst auf Partnersuche, wenn Sie sich selbst, ihre Bedürfnisse und Grenzen einigermaßen gut kennen und gut mit sich selbst klarkommen. Wer weiß, wie er sich beruhigt und entspannt, kann souveräner an eine Beziehung herangehen und diese innere Stärke reduziert das allgemeine Stressniveau.
- Außerdem stärken Sie damit Ihre Resilienz und bringen wertvolles Wissen und wichtige soziale Fähigkeiten in eine Beziehung ein.
Introvertiert, nicht schüchtern
Beim Lesen von Internet-Beiträgen fällt auf, dass die Autoren Schüchternheit oft mit Introversion gleichsetzen. Introvertierte Menschen sind nicht schüchtern, sie haben keine Kontaktschwierigkeiten. Sie ticken einfach anders als extravertierte Personen.
Zu welcher Gruppe gehören Sie?
Während extravertierte Charaktere immer für einen Plausch zu haben sind, erscheinen introvertierte Menschen zurückhaltender, manchmal sogar reserviert. Sie verbringen gerne Zeit mit sich selbst, beschäftigen sich mit ihren Gedanken und Gefühlen. Das brauchen sie, um ihre Akkus aufzuladen. Extravertierte, gesellige Menschen dagegen fühlen sich alleine rasch unwohl. Sie tanken in geselliger Runde auf.
Ein Beispiel: Anton ist introvertiert und arbeitet als Kreditberater einer großen Bank in der Frankfurter City. Wenn er abends das Büro verlässt, geht er gerne ins Sportstudio und trainiert mit Kopfhörern auf den Ohren. Seine Kollegin Eva dagegen, stürzt sich nach Feierabend am liebsten ins Getümmel. Egal ob ein Abend in ihrer Lieblingskneipe oder ein Salsa-Kurs – Hauptsache, es geht rund und es wird viel gelacht.
Soziale Phobie: eine Krankheit
Schüchternheit ist ein Charakterzug, mit dem jeder Mensch eine glückliche Beziehung führen kann. Bei einer soziale Phobie jedoch liegt eine psychische Erkrankung vor, die Betroffene so sehr in ihrem Leben einschränkt, dass sie extrem darunter leiden.
Eine soziale Phobie ist die häufigste Angststörung und beginnt in den meisten Fällen zwischen dem 7. und 17. Lebensjahr. Ungefähr jeder siebte Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an dieser Störung, Frauen häufiger als Männer.
Die Betroffenen entwickeln so große Ängste, dass sie den Kontakt zu anderen Menschen meiden oder nur unter größer Panik durchstehen. Das Gehirn lernt, dass Kontakt mit Menschen zu Stress führt und speichert dies als gefährliche Situation ab. Problematisch ist, dass diese Prozesse ablaufen, obwohl die Betroffenen genau wissen, dass etwa eine Party, eine Fortbildung oder der Einkauf im Supermarkt nicht wirklich eine Gefahr darstellen. Sie fürchten trotzdem, dass sie sich blamieren und einen negativen Eindruck hinterlassen könnten.
Die Panikgefühle können so stark werden, dass allein der Gedanke an diese unangenehmen Zustände ausreicht, um einer Situation aus dem Weg zu gehen. Die Unsicherheit nimmt zu und die Krankheit bestimmt immer mehr das Leben. Häufig treten diese Ängste verstärkt bei einer Begegnung mit Unbekannten auf oder wenn eine Form der Beurteilung ansteht. Betroffene stehen nicht gern im Zentrum der Aufmerksamkeit. Prüfungsängste allein sind übrigens kein Hinweis auf eine soziale Phobie.
Ist Schüchternheit eine Vorstufe der sozialen Phobie?
Schüchternheit kann die Entwicklung einer sozialen Phobie begünstigen, das heißt, es müssen weitere Bedingungen hinzukommen.
Ein Beispiel:
Anna studiert an einer Berliner Uni. Sie lebt zurückgezogen in einem privat vermieteten Zimmer. Sie war schon immer schüchtern und hatte zwei enge Freundinnen. Die beiden haben sich für eine Ausbildung im Heimatort entschieden und Anna ist alleine in die Großstadt gezogen. Sie weiß, dass sie nicht so leicht Anschluss findet. Anfangs war sie sehr bemüht um neue Kontakte. Doch schon bald beanspruchten das Lernpensum und der Prüfungsstress ihre ganze Energie. Als sie kurz vor einer mündlichen Prüfung erfährt, dass ihre Großmutter eine Krebsdiagnose erhalten hat, bekommt sie eine Panikattacke. Sie hastet in ihr Zimmer und legt sich ins Bett. Erst nach drei Tagen geht sie wieder vor die Tür. Sie möchte zur Mensa, denn ihre Essensvorräte sind aufgebraucht. Sie schämt sich für ihr Verhalten und weiß nicht, wie sie ihre Abwesenheit am Prüfungstermin erklären soll. Als sie die Mensa betritt, gerät sie wieder in Panik. Sie holt sich einen Teller, schlingt die Portion hinunter und verlässt fluchtartig das Gelände. Sie würde gerne nach Hause zu ihren Eltern fahren, doch dafür müsste sie in den Zug steigen. Plötzlich hat sie auch davor Angst.
Eine soziale Phobie kann plötzlich auftreten. Ihre Schüchternheit war nicht der Grund für Annas Probleme. Die Kombination mit ihrer Einsamkeit, dem akuten Uni-Stress und der Erkrankung ihrer Großmutter führte jedoch zu der Panikattacke, die zum Ausbruch der sozialen Phobie führte.
Die gute Nachricht: Psychotherapie hilft
Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung konnten in einer umfassenden Studie nachweisen, dass eine Psychotherapie die Beschwerden einer sozialen Phobie deutlich reduziert und die Lebensqualität der Betroffenen enorm verbessert. Anna aus unserem Beispiel kann über den Kontakt ihres Hausarztes einen Therapieplatz finden und wieder lernen, entspannt unter Menschen zu leben.
Keine Beziehungserfahrung? Kontaktschwierigkeiten als Absolute Beginner
Absolute Beginners sind Erwachsene, die bisher weder eine Liebesbeziehung noch Sex hatten. Je mehr Zeit vergeht, umso häufiger entstehen daraus Kontaktschwierigkeiten. Sabine, 33, erzählt: „Vor der Pubertät zählte ich mich eher zu den frühreifen Mädels. Ich war sehr am Thema Sexualität interessiert und auch sehr umfassend informiert. Mit meiner Schulfreundin tauschte ich mich intensiv über Jungs und das erste Mal aus. Die Pubertät bescherte mir viele Pickel und ungewohnte Rundungen, die mir überhaupt nicht gefielen. Ich bin nicht groß, nur 1,58 Meter und fühlte mich nicht attraktiv. Die Zeit verging und irgendwann war ich Anfang zwanzig und hatte immer noch keine Beziehung. Lange verdrängte ich diese Tatsache und hoffte, dass sich das Problem von selbst löst. Das passierte leider nicht. Ich begann, alle Gespräche um Beziehung und Familiengründung zu vermeiden – und geriet immer mehr ins Abseits. In einer Gesprächstherapie lernte ich, mich meiner Situation zu stellen und einen Ausweg zu finden. Heute stehe ich zu meiner Unerfahrenheit und habe mich auf einer Partnerbörse angemeldet. Ein erstes Treffen mit einer sehr sympathischen Person, ebenfalls Absolute Beginner, hat mich ermutigt, den Weg weiterzugehen.“
Übrigens: Auf der Partnerbörse Gleichklang können Mitglieder ohne Beziehungserfahrung dies bei der Anmeldung angeben – natürlich anonym.
Das Beispiel zeigt, dass es keine besonders großen Probleme braucht, um Kontaktschwierigkeiten zu entwickeln. Das bedeutet: Betroffene müssen sich nicht dafür schämen. Sie können sich in Internetforen mit anderen austauschen oder Unterstützung bei Beratungsstellen finden.
Ausnahmefall: Asperger-Autismus
Einige kennen vielleicht Ella Schön aus der gleichnamigen ZDF-Serie. Annette Frier spielt darin die Asperger-Autistin Ella, die aufgrund ihrer sehr speziellen Art die Ausbildung zur Anwältin abgebrochen hat, weil sie sich dem Umgang mit Klienten nicht gewachsen fühlt. Ihr juristisches Wissen ist überdurchschnittlich.
Männer und Frauen mit Asperger-Syndrom berichten davon, dass sie generell Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen erleben. Sie können sich meist sehr klar und differenziert ausdrücken, aber ihnen fehlt es an Einfühlungsvermögen. Sie nehmen Gefühle ihres Gegenüber nicht wahr oder ordnen sie falsch ein. Auch eigene Emotionen sind ihnen ein Rätsel – Missverständnisse und Irritation stehen damit an der Tagesordnung.
Ein Beispiel: Emma ist 29 Jahre alt und Asperger-Autistin. Sie wird oft belächelt, weil sie ihre Kleidung wie eine Uniform trägt. Sie hat sieben Paar gleiche Jeanshosen, drei Paar identische Sneaker, sieben Shirts und zwei schwarze Jacken. Das Leben empfindet sie als anstrengend und verwirrend. Die immer gleiche Kleidung vermittelt ihr Stabilität. Vor einer Woche fiel ihr auf, dass sie in der Gegenwart des neuen Nachbarn seltsam reagiert. Ihr Herz schlägt schneller, sie fühlt sich schwindelig und kann nicht klar denken. Sie notiert sich ihre Beobachtungen und spricht ihre Schwester irritiert darauf an. Diese grinst und meint: „Emma, du bist verliebt.“
Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, dass Asperger-Autismus selten auftritt. Betroffene finden Unterstützung im medizinischen Bereich und auf Internetseiten wie www.autismus-kultur.de.
Kontaktschwierigkeiten: gar nicht so selten
Kontaktschwierigkeiten treten unter den verschiedensten Rahmenbedingungen auf und können die Fähigkeit der Betroffenen, Beziehungen einzugehen extrem beeinträchtigen. Der Beitrag zeigt jedoch: Egal, welche Ursachen den Kontaktschwierigkeiten zugrunde liegen – es gibt immer Möglichkeiten, sie zu bearbeiten und Menschen, die Betroffene dabei unterstützen.
Es lohnt sich immer, sich nicht entmutigen zu lassen und den eigenen Weg zu gehen. Auch wenn der nicht ganz so glamourös aussieht wie der von Elon Musk. Musk ist Asperger-Autist und hat seinen Weg trotz vieler Hürden und Schwierigkeiten gefunden – inklusive Ehe und Familie.
Noch ein Tipp: In unserem Beitrag über Smalltalk teilen wir Tipps für die erste Kontaktaufnahme.
Weitere Informationen:
- Gerhard Roth über Persönlichkeitsentwicklung. Vortrag am 21.11.2014 auf dem 6. APOLLON Symposium der Gesundheitswirtschaft in Bremen. Abgerufen am 29.06.2022 unter: https://www.youtube.com/watch?v=3tJwoxYh2FU
- Extraversion vs Introversion: Sangkala, Ismail. (2012). THE CORRELATION BETWEEN STUDENTS’ EXTRAVERSION PERSONALITY AND THEIR WRITING SKILL AT MUHAMMADIYAH UNIVERSITY OF MAKASSAR (A DESCRIPTIVE STUDY). EXPOSURE : JURNAL PENDIDIKAN BAHASA DAN SASTRA INGGRIS. 1. 2012. 10.26618/ejpbi.v1i2.773.
- Berghändler, Thorsten et al. (2007): Die Soziale Phobie:
Ätiologie, Diagnostik und Behandlung. Schweiz Med Forum, Ausg. 7/2007, S. 225 – 230. Abgerufen am 3.07.2022 unter: https://edoc.unibas.ch/..._2007-09-090_ext.pdf
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Autorin: Susanne Schmieder
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