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Kinderwunsch: Lebensplanung oder biologische Uhr?

In einer Langzeitbeziehung steht die Frage nach Kindern irgendwann unausweichlich im Raum. Für manche Paare ist die Entscheidung für gemeinsamen Nachwuchs ohne viele Worte klar. In vielen Fällen jedoch stellt dieses Thema "Kinderwunsch" moderne Partnerschaften vor eine große Herausforderung: Frauen möchten nicht mehr auf ihre berufliche Karriere verzichten, Männer wollen mehr Zeit als ihre eigenen Väter mit ihrer Familie verbringen. Gleichzeitig blicken junge Erwachsene einer Zukunft mit Klimawandel und weniger Sicherheit entgegen und überlegen, ob sie es überhaupt wagen wollen, eine Familie zu gründen.

 

Singles auf Partnersuche beschäftigt dieses Thema genauso – schließlich soll der neue Partner zum eigenen Lebenskonzept passen. Bevor sie die Frage nach dem Kinderwunsch in ihrem Datingprofil beantworten können, brauchen sie für sich selbst Klarheit.

 

Im Zentrum steht die Herausforderung: Wie bringe ich oder wie bringen wir Biologie und Lebensplanung unter einen Hut?

 

Das Thema Kinderwunsch hat viele Facetten und die Entscheidung für eine Familie bedeutet eine lebenslange Weichenstellung. Deshalb wollen wir in diesem Beitrag die Frage nach dem Kinderwunsch von verschiedenen Seiten betrachten und Ihnen damit die Orientierung etwas erleichtern.

Kinderwunsch - Frau mit Gedanken an einen Kinderwagen
Kinderwunsch - Frau mit Gedanken an einen Kinderwagen

Kinderwunsch und Lebensplanung | Quelle: © DDRockstar - Adobe Stock

Unsere Beiträge sind sehr ausführlich. Bitte nutzen Sie daher zur besseren Navigation das Inhaltsverzeichnis. Sollten Sie ergänzende Anregungen oder eigene Erfahrungen zum Thema besitzen? Freuen wir uns natürlich sehr über ein entsprechendes Kommentar am Ende des Beitrages.  

Wir wünschen eine inspirierende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis
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    Kinderwunsch: Wie entscheiden sich moderne Paare?

    Aktuell sind Frauen beim ersten Kind etwa 32 Jahre alt, Männer zählen 36 Lenze. Zum Vergleich: Im Jahr 1991 lag der Durchschnittsalter der frisch gebackenen Mütter bei 28 Jahren, die Väter waren 32 Jahre alt. Die Tendenz setzt sich fort. (Quelle: Statistisches Bundesamt) Rund 50 Prozent der Akademikerinnen sind mit 35 noch kinderlos.

     

    Kinderlos bedeutet nicht, dass kein Kinderwunsch vorhanden wäre. Das Hauptproblem liegt bei der Biologie – die Evolution hat die Fortpflanzungsfähigkeit von Männern und Frauen sehr ungleich angelegt, zum Nachteil der Frau.

    Mit 35 Jahren: zwölf Prozent der Frauen bereits unfruchtbar

    Jede Frau ist von Geburt an mit rund einer Million Eizellen ausgestattet. Wenn sie das gebärfähige Alter erreicht, sind davon noch etwa 400.000 Eizellen übrig. Aussicht auf Nachschub? Fehlanzeige!  Forschungsergebnisse zeigen: Anfang 40 werden nur noch die Hälfte der Frauen auf natürlichem Weg schwanger. Die noch vorhandenen Eizellen tragen vermehrt genetische Fehler in sich, der Embryo ist nicht überlebensfähig. Folglich steigt mit jedem Lebensjahr das Risiko einer Fehlgeburt. (Quelle: Human Reproducion)

     

    Bei den Männern stellt sich die Lage anders dar: Samenzellen vermehren sich durch Zellteilung ein Leben lang. Doch auch die männliche Zeugungsfähigkeit lässt nach. So braucht ein Mittvierziger rund fünf Mal mehr Zeit als das mit Mitte zwanzig der Fall war.

    Frühzeitig handeln ist wichtig

    Es spricht einiges dafür, dass Frauen einen Fertilitätscheck, also einen Fruchtbarkeitstest durchführen lassen. Was bedeutet das? Im Rahmen des Fruchtbarkeitschecks untersucht die Frauenärztin zum Beispiel die Größe der Eizellenreserve, kontrolliert die Eileiter auf mögliche Verwachsungen und die Gebärmutter auf Fehlbildungen. All diese Faktoren können die Fruchtbarkeit mindern.

     

    Auch wenn es hart klingt, liegt bei genauerer Betrachtung eine große Chance in dieser Untersuchung: Die Ausbildungszeiten sind lang, der passende Partner will gefunden werden und dann müssen beide zur selben Zeit bereit für die Familiengründung sein. Dauert es dann noch Jahre bis eine natürliche Schwangerschaft eintritt, wird die Zeit womöglich knapp. Dieser Stress belastet eine Beziehung und senkt gleichzeitig die Chance auf eine erfolgreiche Befruchtung.

     

    Sollte die Untersuchung ergeben, dass die Patientin über eine geringe Eizellenreserve verfügt besteht die Möglichkeit, Zellen für eine spätere Schwangerschaft einzufrieren. Dieses Vorgehen wird Social Freezing genannt und ist mit Kosten verbunden. Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie am Ende des Beitrags.

    Mit dem Alter werden Komplikationen häufiger

    Die Fruchtbarkeit sinkt mit jedem Lebensjahr und gleichzeitig nehmen die möglichen Komplikationen zu – bei Mutter und Kind.

    Am häufigsten treten auf:

    • Fehl- und Frühgeburten
    • Schwangerschaftsdiabetes
    • erhöhter Blutdruck der Mutter
    • Not-Kaiserschnitte
    • starke Blutungen während der Geburt
    • Fehlbildungen wie Trisomie 21
    • Leukämien oder Diabetes beim Kind

    Um die Risiken einzuschätzen, kann das folgende Beispiel helfen: Bei Schwangeren zwischen 35 und 45 Jahren tritt ein Fall mit Trisomie 21 pro 350 Schwangerschaften auf. Ab dem 45. Lebensjahr sinkt das Verhältnis auf 1:250. (Quelle: Researchgate)

     

    Ist eine Frau bei der ersten Schwangerschaft älter als 35 Jahre spricht die Medizin von einer Risikoschwangerschaft. Das gilt auch für Frauen, die mit 40 ihr zweites oder drittes Kind bekommen.

     

    Die Frage, wie sich das Alter des Vaters auf die Gesundheit des Nachwuchses auswirkt, hat die Forschung bisher wenig beschäftigt. Erste Ergebnisse zeigen: Bei Kindern, deren Väter älter als 45 Jahre alt sind, kommt es häufiger zu Frühgeburten. Auch die Wahrscheinlichkeit für psychische Störungen wie Autismus nimmt zu und Schwangere mit älteren Partnern entwickeln vermehrt Schwangerschaftsdiabetes oder erleiden eine Fehlgeburt. (Quelle: BMJ) Die Gründe dafür sind bislang noch unklar.

     

    In jedem Fall ist es sinnvoll, regelmäßig zu den gynäkologischen Kontrolluntersuchungen zu gehen und offen mit dem Arzt oder der Ärztin über den Kinderwunsch zu sprechen.

     

    Soviel zur biologischen Seite. In den nächsten Abschnitten steht die Lebensplanung in Fokus.

    Lebensplanung: Familie, Finanzen und Karriere

    Moderne Familienplanung erfordert in vielen Fällen Management-Fähigkeiten. Kein Wunder, denn die Entscheidungsspielräume waren noch nie größer.

    Voraussetzungen für eine Familie: die wichtigsten Säulen

    Die Daten-Plattform Statista.de befragte junge Männer und Frauen, welche Voraussetzungen sie sich für die Familiengründung wünschen.

    Das Ergebnis:

    1. stabile und glückliche Partnerschaft
    2. genug Zeit
    3. finanzielle Absicherung
    4. sicherer Job
    5. Unterstützung durch das Umfeld
    6. passendes Wohnumfeld

    Drei Aspekte fallen auf:

    Die genannte Reihenfolge ist bei Männer und Frauen gleich. Der finanzielle Aspekt steht also auch bei Frauen an dritter Stelle. Das verwundert, denn nicht alle Paare sind verheiratet und vor allem die Frau darf ihre finanzielle Versorgung im Alter nicht vergessen. Hier gilt es, wirklich ehrlich zu sich selbst zu sein und offen mit dem Partner zu sprechen. Das Risiko, dass der Vater seine Karriere trotz Elternzeit weiterführen kann und die Mutter in einem Minijob oder mit einer Teilzeitstelle nicht ausreichend Rentenpunkte sammelt ist nach wie vor hoch.

     

    Außerdem spielt das private Umfeld für die Familienplanung eine untergeordnete Rolle. Die Zeiten, in denen Familienmitglieder wie Großeltern und Geschwister oder Nachbarn („Um ein Kind zu erziehen braucht es ein ganzes Dorf“) für die Familienplanung eine zentrale Rolle spielen, scheinen passé.

    Beide Eltern sind gleich wichtig – zu verschiedenen Zeitpunkten

    Die zweite Säule schließt die Karriereplanung ein. Moderne Eltern möchten grundsätzlich mehr Zeit mit ihrem  Nachwuchs verbringen und ihn beim Aufwachsen begleiten. Trotzdem kümmern sich laut einer OECD-Studie Väter nur rund 40 Minuten täglich um ihre Kinder. Nach dem Grund gefragt, lauten die Antworten sinngemäß: „Meine Frau hat so einen intensiven Draht zu dem Kleinen. Da kann ich nicht mithalten. Außerdem sucht mein Kind die Nähe zur Mutter häufiger als zu mir.“ Kennen Sie solche Aussagen? An dieser Stelle ist die Frage nach Ursache und Wirkung berechtigt. Vielleicht reichen 40 Minuten nicht aus, um eine innige Beziehung aufzubauen.

     

    Die Psychologin Prof. Fabienne Ecker-Stoll leitet das Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz in München. Sie forscht zum Thema kindliche Bindung und erklärt, dass sich Kinder an die Person binden, die während der ersten neun Lebensmonate die meiste Zeit mit ihnen verbringt. Die Zeit bis zur Geburt spielt dafür keine Rolle. Mütter haben laut Prof. Ecker-Stoll vor allem durch das Stillen einen frühen Bindungsvorteil, weil Bindungen sich hierarchisch entwickeln.

     

    Anders formuliert: Gehen wir davon aus, dass die Mutter das Kind stillt, wird sie die wichtigste Bezugsperson. Der Nachwuchs freut sich, wenn der Vater es herum trägt und sich mit ihm beschäftigt. Doch wenn das Kind Bauchweh oder Hunger hat, sucht es die Nähe der Mutter. Ungefähr ab dem siebten Monat baut es weitere enge Bindungen auf. Die Forschung zeigt, dass Väter jetzt besonders wichtig werden. Mit ihnen entdeckt der junge Mensch die Welt. Spätestens mit einem Jahr kann auch der Vater die Rolle des Trösters übernehmen.

    Kinderwunsch und der Faktor Zeit: die größte Herausforderung

    Eltern möchten nicht nur Zeit für die Kinder haben, sie möchten auch den passenden Zeitpunkt für die Familiengründung erkennen und nutzen. Das ist eine besondere Herausforderung. Vor allem für Paare mit größerem Altersunterschied. Ist die Frau mehr als zehn Jahre jünger, möchte sie wahrscheinlich erst im Beruf vorankommen und später Kinder in die Welt setzen. Ist der Mann dann noch bereit dafür oder fühlt er sich zu alt?

     

    Genau betrachtet, gibt es den perfekten Zeitpunkt für eine Familiengründung nicht. Es kann passieren, dass die werdende Mutter kurz bevor sie die Schwangerschaft dem Arbeitgeber mitteilt, ein attraktives Jobangebot erhält. Oder der Mann soll ein Projekt im Ausland von einem älteren Kollegen übernehmen. Für die jeweilige Karriere wäre das ein großer Schritt, die vereinbarte 50:50-Aufteilung der privaten Aufgaben jedoch hinfällig.

     

    Fazit: Die Qualität der Beziehung und der Wunsch nach einem Kind sind wichtiger als die äußeren Bedingungen – die ändern sich sehr schnell.

    Test: Bereit für ein Baby?

    Der folgende Test möchte Ihnen Hinweise geben, ob Sie aktuell bereit für Nachwuchs sind. Er ist für Frauen und Männer gleichermaßen geeignet.

     

    So geht’s:

     

    Beantworten Sie die zehn Fragen. Für die Antwort a) geben Sie sich jeweils 3 Punkte für b) 2 Punkte und für c) 1 Punkt. Am Ende ermitteln Sie Ihre Gesamtpunktzahl.

    1. Ich habe einen Partner, eine Partnerin, auf die ich mich zu 100 Prozent verlassen kann.

    1. a) Eindeutig ja.
    2. b) Ich denke schon.
    3. c) Ich bin mir nicht sicher.

    2. Mein Partner, meine Partnerin und ich wollen beide demnächst eine Familie gründen.

    1. a) Ja.
    2. b) So genau haben wir darüber noch nicht gesprochen.
    3. c) Ich möchte eine Familie gründen und werde ihn/sie schon noch überzeugen.

    3. Ich stehe voll im Leben und kann gut für mich sorgen.

    1. a) Ja.
    2. b) Mehr oder weniger.
    3. c) Nein.

    4. Ich weiß, wie ich das Leben mit Kind finanziere.

    1. a) Auf jeden Fall.
    2. b) Einen groben Plan gibt es.
    3. c) Das wird schon irgendwie klappen.

    5. Ich kann dem Kind ein sicheres, geregeltes Leben bieten und es fördern wo es notwendig ist.

    1. a) Ja.
    2. b) Wahrscheinlich.
    3. c) Eher nicht.

    6. Ein Kind auf seinem Weg ins Leben zu begleiten ist eine wunderbare Aufgabe.

    1. a) Auf jeden Fall.
    2. b) Das ist Teil des Lebens.
    3. c) Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.

    7. Ich mag meinen Beruf, aber für ein Kind würde ich auf Karrieremöglichkeiten verzichten.

    1. a) Auf jeden Fall.
    2. b) Vielleicht.
    3. c) Nein.

    8. Ich kann es aushalten, dass mich ein Kind an meine Grenzen bringt und auch mal überfordert.

    1. a) Ja, auf jeden Fall.
    2. b) Ich hoffe es.
    3. c) Das kann ich mir nicht vorstellen.

    9. Wie denken Sie über Ihre Kindheit?

    1. a) Sie war sehr schön.
    2. b) Sie war normal.
    3. c) Ich möchte nicht an diese Zeit denken.

    10. Wie beurteilen Sie das Verhältnis zu Ihren Eltern heute?

    1. a) Sie respektieren uns gegenseitig als erwachsene Menschen mit guten und schlechten Seiten.
    2. b) Wir halten Abstand, freundlich, aber bestimmt.
    3. c) Wenn wir aufeinandertreffen, streiten wir meistens.

    Auswertung:

    25 – 30 Punkte: Sie scheinen wirklich bereit für Nachwuchs zu sein. Freuen Sie sich auf die Zeit als  Familie!

    19 – 25 Punkte: Ganz perfekt haben Sie sich noch nicht auf ein Leben mit Kind eingerichtet. Das macht nichts, denn den perfekten Zeitpunkt gibt es nicht. Das wichtigste ist: Sie und Ihre Partnerin, Ihr Partner sind sich einig und stehen als Team zusammen.

    10 – 18 Punkte: Sie denken darüber nach ein Kind zu bekommen und scheinen noch nicht ganz sicher zu sein. Haben Sie den passenden Partner? Oder möchten Sie beruflich noch weiter kommen? Vielleicht fühlen Sie sich auch von Ihrem Umfeld dazu aufgefordert, weil im Freundeskreis immer mehr Paare Nachwuchs erwarten. Entscheiden Sie sich für IHREN passenden Moment. Lesen Sie den Beitrag vielleicht noch einmal durch und überlegen Sie, was jetzt für Sie wirklich wichtig ist.

    Glücklich ohne Kind – ja, aber…

    Braucht es eigenen Nachwuchs um ein erfülltes Leben zu führen? – Auch wenn für viele Menschen ein Kind das größte Glück bedeutet, gilt das nicht für alle.

    Gründe für Kinderlosigkeit bei Frauen:

    • Sie können auf natürlichem Weg keine Kinder (mehr) bekommen und wollen sich die Hormonbehandlung nicht zumuten.
    • Sie möchten die Erde schützen.
    • Sie wollen Kindern kein Leben mit der Klimakrise zumuten.
    • Einige Frauen spüren kein Bedürfnis nach Kindern.
    • Sie stemmen sich gegen traditionelle Erwartungen und möchten ihre Unabhängigkeit bewahren.
    • Sie möchten keine so gravierende Entscheidung treffen.
    • Der passende Partner fehlt.

    Bei Männern spielen ähnliche Gründe eine Rolle. Kinder passen nicht ins Lebenskonzept, sie oder ihre Partnerin könnten eine Krankheit vererben oder aber sie haben die passende Partnerin noch nicht gefunden. Bei Männern spielt die „tickende Uhr“ keine große Rolle, denn theoretisch könnten sie auch noch mit 80 Jahren Kinder zeugen. Diese Tatsache birgt ein Risiko: Sie schieben die Entscheidung vor sich her, bis sie sich als zu alt empfinden oder ihre Partnerin nicht mehr schwanger werden kann oder möchte.

     

    Interessanterweise führen die meisten kinderlosen Paare und Singles einen zufriedenes Leben. Die Schattenseite, mit der sie sich konfrontiert sehen, liegt im Umfeld: Paare mit Kindern oder Kinderwunsch stehen den Kinderlosen eher kühl gegenüber. (Quelle: Spektrum.de)

    Partnerin ohne Kinderwunsch: was nun?

    Solange sich Paare über das Thema Familiengründung einig sind, besteht kein Problem. Wenn jedoch ein einseitiger Kinderwunsch auftritt, steht die Beziehung vor der größtmöglichen Herausforderung. Bei dieser Frage gibt es keinen Mittelweg und keine guten oder schlechten Gründe. Die Entscheidung ist zutiefst persönlich.

     

    Ist das nun das Ende der Partnerschaft?

     

    Wollen beide Partner eine Trennung vermeiden, sollten sie offen und respektvoll miteinander reden. In dem Gespräch geht es darum, die Wünsche und Bedürfnisse des anderen zu verstehen. Vorwürfe, Abwertung von Einstellungen oder Manipulationsversuche sind absolut fehl am Platz.

    Reden und Dauerkonflikt vermeiden

    Gespräche sind wichtig, doch sollte das Thema nicht zum Dauerbrenner werden. Die Argumente werden meist nicht besser und die Fronten verhärten sich nach und nach.

     

    Zu einem konstruktiven Gespräch zählt, gemeinsam beide Lebensentwürfe – mit und ohne Kinder –  auf Vorteile und Nachteile abzuklopfen. Eine Pro- und Kontra-Liste kann dabei hilfreich sein. Anschließend könnte das Paar gezielt Kontakt zu Eltern mit Kindern suchen oder sich als Babysitter (auch für mehrere Tage) anbieten. Vielleicht findet das Paar dadurch zu einer gemeinsamen Lösung.

     

    Ein absolutes No-go: Frauen verfallen bei intensivem Kinderwunsch in Kombination mit steigendem Alter manchmal einem Egotrip. Sie setzen Verhütungsmittel hinter dem Rücken des Mannes ab oder gehen eine halbherzige Beziehung ein.

     

    Diese Strategie führt nur bei den wenigsten Frauen zur Zufriedenheit. Schließlich wünschen sie sich  einen verlässlichen Partner, der fest an ihrer Seite steht. Ein Kind beim Aufwachsen zu begleiten und zu unterstützen ist eine schöne, aber auch anstrengende Aufgabe. Der Mann ohne Kinderwunsch wird seine Vaterrolle wahrscheinlich weniger engagiert ausfüllen, sich weniger auf die Familie einlassen. Der wichtigste Punkt jedoch ist der Vertrauensbruch. Zur Vaterschaft gezwungen zu werden ist keine Basis für ein glückliches Familienleben.

    Die andere Variante: wenn sich der gemeinsame Kinderwunsch nicht erfüllt

    Ungewollt kinderlose Paare stehen ebenfalls unter einer enormen Belastung. Laut einer Untersuchung des DELTA-Instituts  aus dem Jahr 2020 leben 21 Prozent der Paare in Deutschland ungewollt ohne Nachwuchs.  Prof. em. Dr. Anke Rohde erklärt, welchen Belastungen Paare ausgesetzt sind, deren Kinderwunsch sich nicht erfüllt.

     

    So bieten moderne Behandlungsmethoden wie künstliche Befruchtung (In-vitro-Fertilisation) oder eine Spermieninjektion eine gute Aussicht auf Erfolg. Rund 70 Prozent der kinderlosen Paare kann eine medizinische Therapie zum Elternglück verhelfen. Dass Männer und Frauen sich überhaupt den Strapazen einer solchen Behandlung aussetzen zeigt, welcher Leidensdruck hinter der Kinderlosigkeit steht.

     

    Die psychischen Aspekte der Sterilität wurden lange Zeit kaum beachtet. Prof. Rohde fokussierte sich mit ihrer Forschung auf die Frage, wie hoch Depressivität und Ängstlichkeit bei den Paaren ausgeprägt sind. Das Ergebnis: Jeweils 25 Prozent der Patienten und Patientinnen erreichen überdurchschnittliche Depressionswerte. Die Diagnose Sterilität kann schwere Krisen auslösen. Dann leiden die Betroffenen unter Selbstzweifeln und Schuldgefühlen. Als Folge davon ziehen sie sich vom Partner und aus dem Freundeskreis zurück. Außerdem berichtet diese Gruppe vermehrt über negative Reaktionen aus dem privaten Umfeld. Die Betroffenen stehen verstärkt unter Druck, weil sie sich einerseits schon konkret auf den Nachwuchs vorbereitet haben, indem sie ein Haus gekauft oder eine größere Wohnung bezogen haben. Andererseits blicken sie mit wenig Hoffnung auf die medizinische Behandlung und hegen Zweifel, ob eine künstlich herbeigeführte Schwangerschaft positiv verlaufen würde.

    Die medizinische Behandlung bleibt erfolglos – neue Schritte in die Zukunft

    Grundsätzlich müssen Paare davon ausgehen, dass eine Frau nicht beim ersten Versuch schwanger wird. Das gilt schließlich auch für den natürlichen Zeugungsvorgang. Allerdings beobachten Forscher und Ärzte, bei den behandelten Frauen eine Relativierung des Kinderwunsches mit jedem erfolglosen Zyklus – der Abschied erfolgt schrittweise.

     

    Entscheidet sich ein Paar schließlich für das Ende der Behandlung, kann dieser deutliche Schlussstrich der Anlass sein, neue Lebensperspektiven zu suchen. Eine therapeutische Begleitung kann hier eine gute Unterstützung sein.

    Weitere Informationen:

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    Susanne Schmieder

    Autorin: Susanne Schmieder

    Psychologin
    Mit Worten jonglieren, den richtigen Ton treffen und die Leser wertvoll informieren - das macht mir großen Spaß. Als Diplom-Psychologin verfasse ich hilfreiche und nützliche Fachartikel. Das bedeutet für mich Faszination und Herausforderung zugleich.

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