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Miteinander reden – immer wieder eine Herausforderung

In jedem Augenblick unseres Leben stehen wir mit unserer Umwelt im Austausch – und jeder Mensch agiert dabei aus seiner Perspektive. Herausfordernd wird Kommunikation deshalb, weil jeder die eigene Sichtweise als „wahr“ und „richtig“ einschätzt. Das ist den Wenigsten bewusst.

 

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den Grundlagen jeder Kommunikation und bietet Ihnen konkrete Tipps, wie Sie das neue Wissen in Ihrem Alltag – beruflich und privat – einsetzen. 

Miteinander reden - Eine Frau und Mann telefonieren verbunden über ein Herz
Miteinander reden - Eine Frau und Mann telefonieren verbunden über ein Herz

Ist miteinander zu reden einfach? | Quelle: © Trueffelpix - Adobe Stock

Unsere Beiträge sind sehr ausführlich. Bitte nutzen Sie daher zur besseren Navigation das Inhaltsverzeichnis. Sollten Sie ergänzende Anregungen oder eigene Erfahrungen zum Thema besitzen? Freuen wir uns natürlich sehr über ein entsprechendes Kommentar am Ende des Beitrages.  

Wir wünschen eine inspirierende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis
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    Die 5 Elemente jeder Kommunikation und wie Störungen entstehen

    Der österreichische Kommunikationsforscher und Psychotherapeut Paul Watzlawick (1921 – 2007) lehrte viele Jahre in seiner Wahlheimat Kalifornien. Dort war er Mitglied der sogenannten Palo-Alto-Gruppe, einer Vereinigung von Psychologen, Psychiatern und Sozialarbeitern. Diese Gruppe legte in den 1960er Jahren den Grundstein für die systemische Familientherapie.

     

    Gemeinsam mit seinen Kollegen formulierte Paul Watzlawick fünf Axiome, also Grundlagen der menschlichen Kommunikation. Das Buch „Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien.“ fasst die Erkenntnisse zusammen und zählt seit Jahrzehnten zu den Klassikern der Kommunikationsforschung.

     

    Es dient auch hier als Quelle. 

     

     

    1. Man kann nicht nicht kommunizieren.

     

    Klingt verwirrend? Die Forscher erklären die Aussage so: „Man kann nicht nicht kommunizieren, denn jede Kommunikation (nicht nur mit Worten) ist Verhalten und genauso wie man sich nicht nicht verhalten kann, kann man nicht nicht kommunizieren."

     

    Ein Beispiel: Sie sitzen beim Frisör und beobachten eine andere Kundin, die ohne ein Wort mit dem Frisör zu wechseln, permanent auf den Boden starrt. Sie spricht nicht. Und trotzdem sendet sie Signale – also kommuniziert sie. Als Beobachterin verstehen Sie die Botschaft vielleicht als Wunsch nach Ruhe.

     

     

    1. Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt

     

    Dazu Paul Watzlawick: „Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, wobei letzterer den ersten bestimmt.“

     

    In Gesprächen werden nicht nur inhaltliche Informationen weitergegeben, sie enthalten ebenso Hinweise auf die Beziehung zwischen den Kommunikationspartnern. Kein Mensch kann Inhalte völlig neutral an eine andere Person weitergeben. Im Gespräch wird immer eine Aussage über das Verhältnis der Beiden mitschwingen.

     

    Stellen Sie sich vor: Sie betreten die Lobby eines First-Class-Hotels. Die Person am Empfang begrüßt Sie und übergibt Ihnen die Zimmerschlüssel. Sogar in dieser Situation werden Sie merken, wenn der oder die Angestellte Sie besonders sympathisch findet – oder eben nicht. Und das, obwohl  Hotelpersonal intensiv darin geschult ist, alle Gäste gleichermaßen willkommen zu heißen.

     

    Schon kleinste Nuancen im Tonfall, der Mimik oder in den Gesten „verraten“ die Einstellung zum Gegenüber.

     

    Probleme entstehen, wenn die Ebenen miteinander vermischt werden. Etwa so: Eine Mutter lobt die Aufsätze der Lieblingstochter über alle Maßen, obwohl die Noten nur durchschnittlich ausfallen. Diese Tatsache ignoriert die Mutter.

     

    Die Leistungen des Sohnes – der bessere Noten für seine Geschichten erhält – werden nur am Rande erwähnt. Die Art, wie die Mutter über die Deutsch-Leistungen ihrer Kinder spricht, verrät mehr über ihre ungleich verteilte Zuneigung, als über die tatsächlichen Fähigkeiten der Kinder.

     

     

    1. Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung

     

    Die Natur einer Beziehung ist durch die Interpunktion der Kommunikationsabläufe seitens der Partner bedingt.“

     

    Das bedeutet: Gespräche gleichen einem Kreislauf – auf einen Reiz folgt die Reaktion. Ein weit verbreitetes Phänomen dient hier als eindrückliches Beispiel:

    Miteinander Reden - Gespräche gleichen einem Kreislauf – auf einen Reiz folgt die Reaktion
    Miteinander Reden - Gespräche gleichen einem Kreislauf – auf einen Reiz folgt die Reaktion

    Kreislauf von Gespräche erkennen und wie Sie entkommen | Grafik: ALL4SINGLES | Quelle: https://www.paulwatzlawick.de/...

    Die Partnerin nörgelt, ihr Mann zieht sich in den Hobbyraum zurück. Die Frau nörgelt, er zieht sich zurück, und so weiter…

     

    Das Spannende: Wenn das Paar zum Beispiel von einem Therapeuten nach der Ursache ihres Problems gefragt wird, fallen die Antworten in der Regel so aus:

     

    Die Frau sagt: „Ich nörgle, weil er sich zurückzieht.“

     

    Ihr Partner meint: Ich ziehe mich zurück, weil sie nörgelt.“

     

    Klingt nach „Henne-Ei-Problem“. Was war zuerst da? – Diese Frage lässt sich meist nicht beantworten. Je nach Standpunkt, wird der Beginn (Interpunktion) an einer anderen Stelle wahrgenommen.

     

    Ein praktischer Hinweis: Das Beispiel zeigt deutlich, dass Fragen wie „Wer hat angefangen?“ und „Wer ist schuld?“ nicht zielführend sind. Sie vertiefen den Konflikt, anstatt eine konstruktive Lösung zu finden.  

     

     

    1. Menschliche Kommunikation bedient sich analoger und digitaler Modalitäten

     

    In der Kommunikation gibt es zwei Möglichkeiten Objekte darzustellen. Zum einen kann man sie durch die Analogie (z.B. eine Zeichnung) ausdrücken oder dem Objekt einen Namen geben.“

     

    Damit meint Paul Watzlawick, dass sowohl das gesprochene Wort, als auch nonverbale Äußerungen wie ein liebevolles Lächeln oder ein strenger Blick, als Informationskanal dienen. 

     

    Digital verweist in diesem Zusammenhang auf den Inhalt einer Nachricht. Als analoge Modalitäten bezeichnen die Forscher den Beziehungsaspekt. Diese Begriffe werden hier anders gebraucht als in der modernen Alltagssprache, in der digitale Kommunikation als mediale Kommunikation und analoge Kommunikation als persönliches Zusammentreffen verstanden wird.

     

    Ein Beispiel:

    Ihr Partner sitzt an seinem Schreibtisch und liest in einem Magazin. Sie gehen auf ihn zu und werfen einen Blick über seine Schulter. Er küsst Sie auf die Wange. Er kann damit verschiedene Botschaften senden. Einerseits bedeutet der Kuss: „Ich mag dich.“ In ihm kann jedoch genauso die Botschaft mitschwingen: „ Lass mich jetzt bitte in Ruhe Ein Küsschen, das ein Kind von seinen Eltern bekommt, kann heißen: „Wir mögen dich sehr gerne!“ oder auch „Lass uns jetzt bitte in Ruhe weiterlesen.“ Für diese Botschaft braucht er keine Worte.

     

     

    1. Kommunikation ist symmetrisch oder komplementär

     

    Zwischenmenschliche Kommunikationsabläufe sind entweder symmetrisch oder komplementär, je nachdem, ob die Beziehung zwischen den Partnern auf Gleichheit oder Unterschiedlichkeit beruht.“

     

    Symmetrische Kommunikation bedeutet: Die Gesprächspartner sind gleich stark. Sie streben nach Harmonie und versuchen, Unstimmigkeiten zu minimieren und stellen das Gemeinsame in den Vordergrund. Sie erkennen solche Gespräche daran, dass Sie mit ihrem Gegenüber in eine gemeinsame Welt eintauchen und die Zeit nur so verfliegt.

     

    In komplementären Gesprächsmustern dagegen ergänzen die Teilnehmer einander. Ein Partner ordnet sich unter.

     

    Zufriedene Paare schaffen ein ausgewogenes Verhältnis beider Kommunikationsformen. So wirkt es beispielsweise destruktiv, wenn ein Partner übermäßig oft die dominante Position einnimmt. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, Gemeinsamkeiten mehr in den Fokus zu nehmen. Ist ein Partner dem anderen dauerhaft unterlegen, steigt die Unzufriedenheit – auf beiden Seiten.

    Kommunikation und digitale Medien

    Soziale Medien und das Worldwide Web haben unsere Interaktionen geformt: wir kommunizieren schneller und damit weniger reflektiert. Oft mischt sich ein schärferer Ton dazwischen. Dies ist besonders misslich, weil wir vor allem schriftlich unsere Meinung auf Facebook und Co. präsentieren.

     

    Das paradoxe dabei ist: Einerseits stehen wir via Twitter, Facebook und Whatsapp über zahlreiche Kanäle mit der ganzen Welt in Verbindung. Andererseits beschränken diese Tools unsere Möglichkeit, Informationen über alle Sinneskanäle aufzunehmen. Eine ideale Basis für missglückte Kommunikation und Missverständnisse. Außerdem führen mehr Verbindungen nicht zwangsläufig zu einem größeren Verbundenheitsgefühl.

     

    Unsere Mediennutzung findet in der Atmosphäre der Leistungs-, Optimierungs- und Wettbewerbsgesellschaft statt. Der Druck mitzuhalten und zu tricksen steigt. So berichtet die Vereinigung der Deutschen ästhetisch-plastischen Chirurgen, dass der Selfie-Boom die Nachfrage nach Schönheitsoperationen steigen lässt.
    Quelle: https://www.vdaepc.de/...trends-der-aesthetisch-plastischen-chirurgie/

     

    Die Frage ist: Wollen wir das? Wie künstlich und perfekt soll das eigene Bild im Netz sein? Und was sind die Folgen?

     

    Klar ist: Wer dem Druck nachgibt, beginnt sich selbst zusätzlich unter Stress zu setzen. Schließlich will das tolle Image gepflegt werden. Und wer im Netz glänzt, der steht bei Offline-Begegnungen noch mehr unter Druck. Ein Teufelskreis.

     

    Wie können wir über soziale Medien erfolgreich kommunizieren – möglichst ohne die genannten Nebenwirkungen?

    Die neue Kommunikationsform fordert von allen Teilnehmern, ihre sozialen Fähigkeiten zu stärken:

    • Respekt und Empathie: Auch wenn Sie Ihr Gegenüber nicht direkt sehen, handelt es sich um einen Menschen, der – genau wie Sie selbst – Gefühle hat und nicht verletzt werden möchte. Soziale Kompetenzen wie emotionale Intelligenz werden immer wichtiger. Wer rund um den Globus mit vielen Menschen kommuniziert, wird nur dann erfolgreich sein, wenn er ein Gespür für seinen Gesprächspartner entwickelt.
    • Eigene Klarheit: Sie wissen, was Sie (sagen) wollen. Sie senden Wörter und Emojis mit Lichtgeschwindigkeit an den Empfänger. Ohne Klarheit und schnelle Reaktion schläft der Dialog rasch ein, die Ablenkung ist einfach zu groß.
    • Authentisch agieren: Schnelle Kommunikation funktioniert nur authentisch. Sie haben meist gar nicht die Zeit, sich Ausreden auszudenken oder Hintertürchen zu suchen. Und wenn doch, ändert dies das Antwortverhalten und der Gesprächspartner wird dies merken.
    • Loslassen: Stures Festhalten an einer Vorstellung, wie ein Gespräch verlaufen soll, ist in der modernen Zeit fehl am Platz. Innere Klarheit, den eigenen Standpunkt kennen und äußern wirkt sich konstruktiv aus. Gleichzeitig braucht es die Erkenntnis, dass Kommunikation ein Prozess zwischen den Teilnehmern ist und keiner das Ergebnis alleine bestimmt.

    Home-Office und virtuelle Teams: beruflich kommunizieren

    Für den beruflichen Erfolg spielen die sogenannten Soft Skills eine immer größere Rolle. Das liegt einerseits an den weniger starren Hierarchien. Gleichzeitig wirkt die digitale Technik zusätzlich beschleunigend.

     

    Diversity ist in vielen Teams inzwischen normal. Ohne Bereitschaft, sich auf ungewisse Gesprächsdynamiken einzulassen, funktioniert modernes Teamwork nicht.

     

    Wenn Sie beruflich überwiegend online verbunden sind, können Sie sich mit den Kollegen nach einer Zoom-Konferenz noch weiter austauschen. Der Vorgesetzte sollte sich dabei unbedingt ausklinken.

     

    Alternativ können Sie sich mit einzelnen Kollegen zu einem gemeinsamen virtuellen Kaffee verabreden. Das scheint auf den ersten Blick vielleicht seltsam. Trotzdem ist es wichtig, in Kontakt zu bleiben – nicht nur rein beruflich. Das Neue dabei: Sie müssen Begegnungen aktiv planen. Kollegen treffen Sie im Home-Office nicht automatisch auf dem Weg zur Kantine oder zufällig am Kaffeeautomaten.

     

    Ganz zentral ist die Erkenntnis: Schwierige Themen sollten immer im persönlichen Gespräch offline stattfinden. Einerseits signalisiert die persönliche Anwesenheit eine gewisse Wertschätzung und Ihnen stehen alle Ebenen und Sinne für die Kommunikation zur Verfügung. Damit reduzieren Sie das Risiko von Missverständnissen und können Unklarheiten einfacher und schneller beseitigen.

    Konflikte minimieren – mit gewaltfreier Kommunikation

    Gewaltfreie oder bewusste Kommunikation
    Gewaltfreie oder bewusste Kommunikation

    Bewusste oder gewaltfreie Kommunikation | Quelle: © bastian-klamke.de - Adobe Stock

    Der US-Psychologe Marshall Rosenberg entwickelte das Konzept der gewaltfreien Kommunikation (GFK) in den 1960er Jahren. Die GFK wird bis heute eingesetzt, wobei der Begriff „gewaltfrei“ zunehmend in der Kritik steht. Denn leicht entsteht der Eindruck, den Gesprächspartnern würde Gewaltanwendung unterstellt.

     

    Alternativ wird die GFK deshalb als bewusste Kommunikation bezeichnet.

     

    Diese Art miteinander zu reden, soll das gegenseitige Vertrauen stärken und Konflikte nachhaltiger lösen. Wenn alle Beteiligten ihre Bedürfnisse und Eindrücke offenlegen, entsteht automatisch eine größere Nähe und mehr gegenseitiges Verständnis. Der Konflikt wird damit an seiner Wurzel gepackt und nicht auf Nebenschauplätzen ausgetragen.

     

    Meist folgen Streitgespräche einem bestimmten Muster: Eine Person sieht ihre Bedürfnisse missachtet oder ihre Gefühle verletzt. Aus der Verletzung heraus greift sie den aus ihrer Sicht Schuldigen an und droht mit Konsequenzen. Im besten Fall sieht der Beschuldigte seine Verantwortung. Dass er seine „Schuld“ unverwunden zugibt ist eher selten. Vielmehr wird er den verbalen Angriff abwehren und anstatt das ursprüngliche Thema zu klären, verstricken sich die Beteiligten in einem Angriff-Gegenangriff-Kreislauf.

     

    Klar ist: Diese weit verbreitete Strategie erweist sich als wenig zielführend.

    Nach Lösungen statt Schuldigen suchen – die 4 Schritte der GFK

    Rosenberg teilt jede Kommunikation in vier Schritte

    1. Beobachte, was gerade passiert: Was sehe und höre ich?
    2. Erforsche deine Gefühle: Welche Emotionen erzeugt die Situation?
    3. Analysiere die Botschaft hinter den Gefühlen: Welches Bedürfnis habe ich?
    4. .Sag, was du jetzt wirklich brauchst und formuliere einen Wunsch (keine Forderung)

    An einem Beispiel zeigen wir zwei Gesprächsverläufe, mit und ohne GFK.

     

    Der Klassiker, ohne GFK: Sie kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Ihre Partnerin eilt Ihnen aufgebracht entgegen und fängt an, sich über Sie zu beschweren – noch bevor Sie ein „Hallo“ über die Lippen gebracht haben.

     

    „Du hast deine schmutzige Wäsche wieder nicht in den Wäschekorb gelegt. Bin ich deine Putzfrau? Auf dich kann man sich wirklich nicht verlassen. Wenn du das noch einmal machst, werfe ich deine Kleidung in den Müll.“

     

    „Moment mal, ich komme eben aus einem aufreibenden Meeting. Und überhaupt: Was ist mit deinen Magazinen und Büchern? Auf allen Tischen liegen die herum. Ich finde in dem ganzen Zeug nicht einmal mein Tablet. Hör bloß auf!“

     

    „Es geht jetzt nicht um meine Bücher!“ …

     

    Nun: Die gleiche Situation unter Anwendung der GFK

     

    Sie kommen nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause. Ihre Partnerin begrüßt Sie mit: „Hallo Schatz, du siehst müde aus. – Ich habe ein Thema, das ich schnellstmöglich mit dir besprechen möchte. Ich würde vorschlagen, dass wir das nach dem Abendessen machen. Passt dir das?“

     

    Was ist im Vorfeld passiert? Die Frau kam kurz vor ihrem Mann zuhause an und wollte die Waschmaschine einräumen. Dabei bemerkte sie, dass ihr Partner seine Schmutzwäsche in kleinen Haufen im Bad und Schlafzimmer verteilt hatte, anstatt sie in die entsprechenden Waschkörbe einzusortieren.

     

    Wut, Frust und Trauer stiegen in ihr auf. Sie fühlte sich nicht wertgeschätzt und ausgenutzt. Da sie sich selbst gut kennt und auch ihren Partner gut einschätzen kann, weiß sie, dass das Thema mit der Wäsche sein Schwachpunkt ist. Sie weiß auch um ihre Schwächen.

     

    Also beschließt sie, die Wäsche noch einmal für ihn zu sortieren und in einem gemeinsamen Gespräch eine langfristige Lösung zu suchen.

     

    Nach dem Abendessen sitzen die beiden am Tisch und die Frau beginnt: „Als ich nach der Arbeit die Wäschehaufen gesehen habe, hat mich das getroffen. Ich weiß, dass du das nicht getan hast, um mich zu verletzen. Ich kann und möchte jedoch nicht dauerhaft diese Aufgabe übernehmen. Wie könnten wir diese Situation lösen? “

     

    „Heute beim Anstehen in der Kantine sind mir die Wäschehaufen auch wieder eingefallen. Das ist wirklich ein Problem. – Ich kann dir nicht versprechen, dass ich das mit dem Sortieren wirklich regelmäßig schaffe. Deshalb hab ich mir überlegt: Entweder wir sammeln die Wäsche einfach in einem Korb und ich bring sie zur Wäscherei oder du sortierst die Wäsche doch und ich biete dir dafür an, eine andere Aufgabe zu übernehmen. Was hältst du davon?“

    Fazit

    Die GFK ist kein Allheilmittel. Natürlich kann es passieren, dass ein Gesprächsteilnehmer so genervt ist, dass er einen Streit vom Zaun bricht. Trotzdem stiegen die Chancen auf eine friedliche UND zielführende Lösung.

    Wie Sie sicher erkannt haben, setzt die Methode ein hohes Maß an Reflexion und Selbsterkenntnis voraus. Darin liegt der Anreiz, sich selbst weiterzuentwickeln und besser kennenzulernen.

    Wem das zu lange dauert, kann mit den folgenden Alltagstipps sofort loslegen.

    Richtig mit Männern reden

    Männer in westlichen Gesellschaften pflegen einen klaren Kommunikationsstil. Sie beanspruchen mit ausladenden Gesten ihren Raum, etwa wenn Sie ihre Unterlagen über den ganzen Tisch verteilen. Wenn Sie etwas wollen, sagen sie es in wenigen, kurzen Sätzen.

     

    Frauen dagegen reden ein Vielfaches mehr und äußern ihre Wünsche nur zwischen den Zeilen. Für Männer ist diese Redestrategie ein Rätsel und sie empfinden es als anstrengend. Warum sagt sie nicht einfach, was sie meint? Ich kann keinen Kaffeesatz lesen und außerdem ist mir das zu kompliziert.

     

    Diese Gegenüberstellung zeigt die Unterschiede.

     

    Männer bieten ihre Unterstützung meist sehr gerne an. Um tatsächlich ins Tun zu kommen, brauchen sie klare Ansagen und viel Anerkennung. Befehle und Druck provozieren schnell eine Blockadehaltung. Hilfsbereitschaft und Anweisungen passen auch nicht gut zusammen.

     

    Mal ehrlich – von Frau zu Frau: Wer freut sich nicht über Anerkennung? Auch Frauen wollen nicht mit Druck zu etwas gedrängt werden.

     

    Hier könnte man auch sagen: Beide Seiten profitieren von einer Gesprächskultur, die auf Harmonie und Augenhöhe zielt. Konstruktive Kritik ist in Ordnung – solange sie in einem ausgewogenen Verhältnis zur Anerkennung steht.

     

    Wenn Sie tatsächlich mehr kritikwürdige Seiten an Ihrem Partner wahrnehmen, wäre es vielleicht hilfreich, die Beziehung grundsätzlich zu überdenken.

     

    Wie bereits festgestellt, kommunizieren Männer nüchterner. Das liegt unter anderem daran, dass ihre Gehirnhälften weniger intensiv miteinander verbunden sind als bei Frauen. Frauen verarbeiten Informationen auf mehreren Ebenen. Das klingt im ersten Moment nach einer ausführlicheren Analyse. Die Kehrseite: Frauen färben die Information stärker gefühlsmäßig ein und „hören“ dann zwischen den Zeilen Informationen heraus, die der Mann so nicht vermittelt hat.

     

    Ein Beispiel: Tom und Katja sitzen auf dem Sofa und planen das erste gemeinsame Wochenende. Katja träumt von einem romantischen Berghotel. Tom möchte ein gemeinsames Abenteuer erleben und einen Klettersteig gehen. Katja weicht dem Thema Klettersteig aus, von ihrer Höhenangst spricht sie nicht. Tom nimmt das „sich-winden“ von Katja nicht wahr.

     

    Am nächsten Tag überrascht Tom seine Freundin mit der Nachricht: „Ich habe einen Bergführer für die Klettersteig-Tour gebucht. Du hast gesagt, dass du noch nie so eine Tour gemacht hast. Ich bin diese lange Tour auch noch nie gegangen, da ist so ein Begleiter gut.

     

    In Katjas Augen steigen Tränen auf. Sie faucht Tom an: „Danke, dass du mich so übergehst. Ich möchte diese Tour nicht machen – weder mit dir alleine, noch mit einem Guide.“

     

    Katja war nicht klar, dass Tom ihr sehr genau zugehört hat. Sie ist eine Neu-Bergsteigerin. Er hat sich Gedanken gemacht, wie er sie unterstützen kann. Katja dagegen sieht darin „Eigenmächtigkeit“. Sie hat doch Höhenangst und mit der Buchung des Bergführers kommt sie der Tour gefühlt nicht mehr aus. Hätte sie Tom ihre Ängste gestanden, hätten sie gemeinsam nach einer Alternative suchen können. 

    Richtig mit Frauen reden

    Hier stehen zwei häufig beobachtbare Phänomene im Fokus:

    1. Er unterbricht sie immer wieder.
    2. Er erklärt ihr „die Welt“.

    Punkt eins – so vermutet die Autorin – geht, sofern es nicht mit fehlender Höflichkeit zu tun hat, auf das männliche Miteinander zurück. Männer lieben den Wettstreit. Sprüche klopfen, sich gegenseitig übertrumpfen. Ein Verhalten, das unter Männern für Anerkennung sorgt, führt Frauen gegenüber nicht zum Erfolg.

     

    Sie empfinden es als respektlos, wenn sie nicht störungsfrei erzählen können. Für interessierte Nachfragen gilt dies natürlich nicht. Interesse zu heucheln ist allerdings keine Option. Die meisten Frauen merken dies sehr schnell.

     

    Über den zweiten Aspekt können viele Frauen anschaulich berichten. Eine Erfahrung der Autorin: Während der „Brotzeit“ auf einer Almwiese, die sie mit ihrer Hündin teilte, entwickelte sich ein Gespräch mit einem Wanderer über Hundehaltung. Dieser hatte seit Jahren keinen Hund mehr – dafür umso klarere Vorstellungen, wie Hunde zu erziehen seien.

     

    Inhaltlich präsentierte er Ratschläge zur Hundeerziehung. Auf der Beziehungsebene sendete er die Botschaft: Ich erklär dir jetzt, wie du deinen Hund besser erziehst.

     

    Der Wanderer zeigte weder Interesse an den Argumenten seiner Gesprächspartnerin (er ließ sie nicht zu Wort kommen und unterbrach ihre Versuche, aus dem Vortrag wieder in einen Dialog zu treten), noch bemerkte er, dass sie sich zunehmend unwohl fühlte und desinteressiert dreinblickte.

     

    Männer und Frauen ticken unterschiedlich. Soweit so klar. Wie groß genau der Einfluss der Gene im Gegensatz zur Kultur ist – darüber diskutieren die Forscher noch. Im Alltag spielt diese Frage nur eine untergeordnete Rolle. Wer die groben Schnitzer vermeidet, hat schon (fast) gewonnen.

     

    Deshalb muss frau auch nicht perfekt „männisch“ sprechen und umgekehrt auch nicht. Wichtig ist,  wohlwollend und offen in Gespräche zu gehen. Diese Haltung puffert so manches Missverständnis. Und mehr muss auch nicht sein.

    Kommunikation: Shit happens

    Wir wissen inzwischen sehr viel über Kommunikation und damit verbundene Schwierigkeiten. Betrachten Sie die Tipps in diesem Beitrag, als würden Sie an einem Supermarktregal entlang schlendern. Nehmen Sie, was Ihnen nützlich erscheint. Und: Überfordern Sie sich nicht. Es geht nicht darum „perfekt“ zu kommunizieren, sondern immer wieder bewusst miteinander zu reden und zu üben. Die Haltung, das sich-Mühe-geben, ist bereits der wichtigste Schritt.

     

    Und wenn‘s mal gar nicht klappen will, dann haken Sie die Situation unter „shit happens“ hab und fangen wieder neu an.

    Fazit

    Nun kennen Sie die wichtigsten Grundlagen der menschlichen Kommunikation und wie Sie diese Informationen für sich nutzen. – Haben Sie schon unseren Beitrag zur direkten und indirekten Kommunikation gelesen, oder zum Thema Wahrnehmung? Dort erfahren Sie weitere faszinierende Details und lernen, sich selbst und Ihre Mitmenschen noch besser zu verstehen. Alles Gute für Sie!

    Zum Weiterlesen:

    • Watzlawick, P., et. al. (2016): Menschliche Kommunikation: Formen, Störungen, Paradoxien. 13. Auflage, Hogrefe-Verlag.
    • Watzlawick, P. (2009): Anleitung zum Unglücklichsein. Piper-Verlag. – Mit Augenzwinkern zeigt der Autor, wie wir unser Glück im Alltag selbst torpedieren.
    • Pflügler, S. (2020): Kommunikation für die digitale Ära: Wie wir heute miteinander reden – und was dabei immer noch wichtig ist. Redline-Verlag. – Beruflich, digital erfolgreich kommunizieren.
    • Röhner, J. & Schütz, A. (2015): Psychologie der Kommunikation (Basiswissen Psychologie). Springer Verlag. – Für Leser, die es ganz genau wissen wollen.
    • Schulz von Thun, F. (2006): Sie sagt, er sagt: Kommunikationspsychologie für Partnerschaft, Familie und Beruf. Rororo-Verlag. – praxisnah und gut zu lesen

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    Susanne Schmieder

    Autorin: Susanne Schmieder

    Psychologin
    Mit Worten jonglieren, den richtigen Ton treffen und die Leser wertvoll informieren - das macht mir großen Spaß. Als Diplom-Psychologin verfasse ich hilfreiche und nützliche Fachartikel. Das bedeutet für mich Faszination und Herausforderung zugleich.

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