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Menschliche Entwicklung von 21 bis 35 Jahren: Zwischen Verantwortung und Lebensglück

In diesem Beitrag interessiert uns eine Zeitspanne, die die Pubertät als Schonwaschgang erscheinen lässt. Mit Beginn der 20er geht es darum, Verantwortung im Leben zu übernehmen und wichtige Weichen für die Zukunft zu stellen. Entscheiden bedeutet, ja zu einem Weg zu sagen und dafür andere Optionen auszuschließen. Bei den unzähligen Möglichkeiten, aus denen Heranwachsende heute auswählen können, ist das eine verzwickte Angelegenheit. Der Psychologe Claus Koch ist sich sicher, dass diese Phase eine Art Transitzone darstellt und dass sie zu den anstrengendsten Zeiten des Lebens zählen. Die gute Nachricht: Niemand muss seinen Platz von heute auf morgen finden, es bleibt Zeit zum Hineinwachsen. Und hier stellen wir praktische Strategien vor, die vor allem in dieser rasanten Zeit helfen, eine gute Entscheidung zu treffen.

Menschliche Entwicklung von 21 - 35 Jahren
Menschliche Entwicklung von 21 bis 35 Jahren - Waage zwischen Freiheit und Verantwortung

Das Verhältniss zwischen Freiheit/Glück und Verantwortung muss ausgewogen sein | Quelle: © GoodIdeas - Adobe Stock

Unsere Beiträge sind sehr ausführlich. Bitte nutzen Sie daher zur besseren Navigation das Inhaltsverzeichnis. Sollten Sie ergänzende Anregungen oder eigene Erfahrungen zum Thema besitzen? Freuen wir uns natürlich sehr über ein entsprechendes Kommentar am Ende des Beitrages.  

Wir wünschen eine inspirierende Lektüre!

Inhaltsverzeichnis
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    Verantwortung übernehmen: Job, Partnerschaft und Lebensmittelpunkt

    Das Leben wird nach überstandener Pubertät nicht leichter. Im zweiten Lebensjahrzehnt müssen junge Erwachsene zentrale Entscheidungen treffen. Gar nicht so einfach – vor allem, weil jeder Schritt langfristige Konsequenzen nach sich zieht. Ein Schlender-Jahr während der Schulzeit führt im schlimmsten Fall dazu, dass die Klasse wiederholt werden muss. Elternhaus und Schule bilden den sicheren Rahmen dafür.

     

    Beim Studieren oder gar im Beruf stellt sich die Situation anders dar: Prüfungen an der Universität lassen sich nicht beliebig oft wiederholen, Nebenjob und Studium sind unter einen Hut zu bringen und grobe Fehler am Arbeitsplatz können den Job kosten. Gleichzeitig drehen die Eltern langsam den Geldhahn zu. Was, wenn dem Heranwachsenden auffällt, dass es mit dem eigenen Gehalt schwer wird, den gewohnten Lebensstandard zu halten? Oder wenn eine unerwartete Schwangerschaft die Energie für die Abschlussarbeit raubt?

     

    Das Ankommen in der Rushhour des Lebens geht nicht ohne Frustration einher. Kein Wunder, dass die Lebenszufriedenheit ab dem zwanzigsten Lebensjahr tendenziell abnimmt. Dieser Prozess kehrt sich erst Mitte vierzig um und das Glücksempfinden nimmt wieder zu.

    Der Weg zum Job: Studium, Ausbildung oder beides?

    Aktuell herrscht ein wahrer Hype um das Studieren. Während im Wintersemester 2002/2003 noch 1,9 Mio. Studierende an einer Hochschule eingeschrieben waren, sind es zum Wintersemester 2020/2021 schon 2,9 Mio.
    Quelle: https://de.statista.com/statistik/.../anzahl-der-studenten-an-deutschen-hochschulen/

     

    Zum Vergleich: Im Jahr 2005 gab es 1,5 Millionen Auszubildende, 2019 waren es noch 1,3 Millionen.

    Wie wichtig ist ein Studium wirklich?

    Es gibt Berufe wie Arzt oder Jurist, für die ein erfolgreicher Hochschulabschluss zwingend erforderlich ist. Trotzdem ist ein Studium nicht das Nonplusultra.

    Viel wichtiger ist ein Abwägen verschiedener Aspekte:


    1. Jeder Mensch verfügt über einen besonderen Mix aus Talenten, Fähigkeiten und Interessen – diese gilt es zu entdecken. Die Schulzeit bietet unzählige Hinweise: die Vorliebe für sprachlich und künstlerisch orientierte Fächer, das Desinteresse an Sport oder Geschichte, die Rückmeldungen von Lehrern, Noten, Praktika und Projektarbeit. Die meisten jungen Menschen wissen nach einigen Schuljahren ungefähr, wohin die berufliche Reise gehen soll.

    2. Die Einschätzung der Eltern ist idealerweise ein wichtiger Aspekt – allerdings auch nicht mehr. Klar, Mutter und Vater kennen das Kind am längsten und sind meist eng mit ihm verbunden. Diese Nähe erlaubt eine andere Art von Einschätzung als es beispielsweise Klassenlehrer oder Volleyballtrainerinnen abgeben könnten. Allerdings kann kein Mensch eine andere Person vollständig einschätzen. Deshalb sind die Rückmeldungen verschiedener Bezugspersonen so wertvoll.

    3. Eltern, die ihre eigenen Vorstellungen und Erwartungen zu stark in ihren Nachwuchs hinein interpretieren, schaden ihm damit mehr als sie ihm nützen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sich die Erwachsenen bewusst zurücknehmen.

    4. Die letzte Entscheidung liegt beim Jugendlichen. Schließlich muss er die Konsequenzen tragen. Dabei sollte es keine Rolle spielen, welchen Ausbildungsweg die Eltern oder Geschwister gewählt haben.

    Ein Beispiel für das Ringen um den richtigen Weg:

     

    Auf einem Spaziergang mit meiner Hündin begegnete mir, der Autorin dieses Beitrags, eine junge Frau, die grübelnd den Uferweg entlang schlenderte. Nina (Name geändert) erzählte mir sinngemäß: „Ich habe vor einem halben Jahr das Abitur gemacht und engagierte mich in den vergangenen drei Monate für ein soziales Frauenprojekt in Indien. Leider war das Projekt vor Ort schlecht organisiert, ich fühlte mich mit meinen Ansprechpartnern nicht wohl. Jetzt hänge ich total in der Luft. Meine Mutter ist Volkswirtin, mein Vater Ingenieur. Ich werde auch etwas Studieren. Nur was? Ich hatte gehofft, die Zeit in Indien würde mir Klarheit bringen. Jetzt weiß ich noch weniger als vorher. Es ist wirklich schwer, sich für einen Weg zu entscheiden. Es gibt so viele Möglichkeiten und ich muss schnell was finden. Die Zeit rennt und einfach zuhause herumsitzen ist auch doof.“ Auf meine Frage, ob sie vielleicht lieber eine Ausbildung machen möchte, reagierte sie leicht überfordert. In diese Richtung hatte sie noch gar nicht gedacht.

     

    Die Begegnung zeigt, wie stark der Einfluss des sozialen Umfeldes auch unbewusst wirkt. Ninas Eltern haben beide studiert, der jüngere Bruder besucht ebenfalls das Gymnasium. An die Universität zu gehen scheint für die Familie der normale Weg zu sein.

     

    Das muss nicht so bleiben.

    Partnerschaft und Familie: vom ICH zum WIR

    In diese Lebensphase fällt die Zeit der Familiengründung. Oder anders gesagt: Die Entscheidung, ob Familiengründung überhaupt ein Thema ist, muss gefällt werden. Trotz aller Vielfalt bleibt die klassische Kleinfamilie das bevorzugte Lebensmodell. Allerdings gründen junge Erwachsene später eine Familie, Frauen werden durchschnittlich mit 30 Jahren zum ersten Mal Mutter. Für heutige Verhältnisse kaum vorstellbar: 1970 bekam eine Frau mit 24 Jahren ihr erstes Kind.
    Quelle: https://www.bib.bund.de/.../F20-Alter-Muetter-bei-Erstgeburt-Deutschland-West-Ost-ab-1960.html

    Frauen müssen anders planen

    Gerade weil die meisten Menschen die klassische Kleinfamilie als Lebensform wählen, müssen Frauen ihr Leben in finanzieller und beruflicher Hinsicht anders als Männer planen.

    Und zwar aus verschiedenen Gründen:

    • höhere Lebenserwartung
    • häufiger Teilzeitarbeit nach der Familienphase
    • Gehaltseinbußen durch Kindererziehungszeit

    Frauen, die 1980 zur Welt kamen, haben eine Lebenserwartung von rund 76 Jahren. Bei Männern liegt dieser Wert bei 70 Jahren. Im Jahr 2000 geborene Männer können damit rechnen, 75 Jahre alt zu werden, Frauen sogar 81. Da gesetzliche und betriebliche Altersvorsorge nicht reichen, müssen Frauen aufgrund der längeren Lebenszeit privat mehr investieren, um im Alter angemessen leben zu können.

     

    Natürlich ist den meisten Frauen bewusst, dass sie finanziell von ihrem Partner abhängig werden, wenn sie sich um die Kinder kümmern und nach der intensiven Familienzeit halbtags arbeiten, um für die Kinder (und den Haushalt) da zu sein.

     

    Die Krux bei der Sache: Die Rushhour des Lebens trägt ihren Namen, weil sie eine eng getaktete Zeit ist und da kann es schnell passieren, dass ein wichtiges Thema im hektischen, vollen Alltag unter den Tisch fällt.

     

    Vor dem Hintergrund, dass eine Scheidung oder Trennung vom Partner kein Einzelfall ist, müssen sich Frauen unbedingt vorzeitig im Klaren sein, wie sie sich finanziell aufstellen. Trotz aller Liebe, Hoffnung und Romantik.

     

    Eine Freundin der Autorin traf diese Erkenntnis während der Pandemie: „Männer sind einfach immer noch die Hauptverdiener. Man kann es drehen und wenden wie man will.“ Susi, 40 Jahre, zwei Kinder.

     

    Diesen Unterschied zwischen Männern und Frauen haben inzwischen zahlreiche Finanzbloggerinnen aufgegriffen. Sie wenden sich an Personen, die sich bisher nicht mit dem Thema Finanzen beschäftigt haben. In einfacher Sprache und Schritt für Schritt zeigen sie, wie der Einstieg in das Thema gelingt und wie auch Laien zu einem grundlegenden Verständnis über Geldanlage und Investitionen gelangen. Finanzberater und Bankangestellte stehen unter großem Erfolgsdruck, sie brauchen Umsätze oder möchten vielleicht einen Bonus einheimsen – das ist durchaus verständlich. Doch genau deshalb ist es so wichtig, selbst über solides Grundwissen zu verfügen, um für sich eine gute Entscheidung treffen zu können.

     

     

    Entscheidungen treffen – das sagt die Forschung

    Entscheidungen treffen - Mann im Anzug steht vor vielen mglichen Straßenabzweigungen
    Entscheidungen treffen - Mann im Anzug steht vor vielen mglichen Straßenabzweigungen

    Wichtige Entscheidungen und Lebenswege sollten gut überlegt sein  | Quelle: © denisismagilov - Adobe Stock

    Die weit verbreitete Meinung, Menschen würden ihre Entscheidungen überwiegend vernunftbasiert treffen, erweist sich bei genauerem Hinsehen als nicht haltbar. Trotzdem sprechen die Wirtschaftswissenschaften immer noch vom rational handelnden Homo oeconomicus, der nüchtern nach seinem eigenen Vorteils strebt. Das Modell wird zwar als zu einseitig kritisiert, hält sich jedoch hartnäckig.
    vgl. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/.../homo-oeconomicus-34752

     

    Der amerikanische Ökonome Herbert Simon ist einer der Kritiker. Er geht davon aus, dass kein Mensch in der Lage ist, immer den maximalen Nutzen zu erzielen. Der Grund: Es sind äußerst selten alle Alternativen und Konsequenzen bekannt. Sein Konzept nennt er „bounded rationality“, begrenzte Rationalität.
    Quelle: https://www.researchgate.net/Herbert_Simon's_Decision-Making_Approach...

     

    Was lässt sich daraus für den Alltag lernen? Die eine richtige Entscheidung können wir nicht treffen. Fraglich, ob sie überhaupt existiert, schließlich entwickelt sich jede Person weiter. Damit ändern sich Einstellungen, Ansprüche und Bedürfnisse. Es kann also nur darum gehen, die aktuell beste Entscheidung zu treffen.

     

    Wie das gelingt, zeigt die nächste Übung.

    Tipps und Übungen: Gute Entscheidungen treffen

    Entscheiden hat mit Loslassen zu tun. Die Erkenntnis, dass Veränderung die einzig feste Konstante im Leben darstellt, stellt in östlichen Weisheitstraditionen seit Jahrtausenden eine unumstößliche Tatsache dar. In Mitteleuropa setzt sich dieses Wissen seit einiger Zeit ebenfalls durch. Das bringt verschiedene Vorteile: Wer erkennt, dass ALLES vergänglich ist und diese Tatsache akzeptiert, gelangt einfacher zu einer Entscheidung.

     

    Diesen Weg einzuschlagen erfordert Mut. Wenn Sie vor einer Entscheidung stehen und spüren, dass in Ihnen Angst davor aufsteigt, eine falsche Entscheidung zu treffen oder Panik vor dem Unbekannten Sie davon abhält, Ihren Entschluss umzusetzen.

    Nutzen Sie diese Tipps um die Blockade zu überwinden:


    1. Sprechen Sie mit einer Person, von der Sie glauben, dass sie Sie ermutigt. Das kann eine Freundin, ein Freund, ein Arzt oder Therapeut oder auch eine Person aus der Nachbarschaft sein.

    2. Seien Sie sich darüber im Klaren, dass ein Verharren im unentschlossenen Zustand Ihnen Energie raubt. Sie leben im Alltagstrott dahin und verlieren wertvolle Lebenszeit. Wenn andere Personen ebenfalls von Ihrer Entscheidung betroffen sind, vergeuden Sie auch deren Zeit. Ein Beispiel: Ihre Partnerin möchte unbedingt eine Familie gründen, Sie selbst sind stark am Zweifeln. Je länger Sie sich vor einer Klärung drücken, umso länger leben sie in einem Übergangsraum. Sie vermeiden darin zwar die negativen Gefühle, die unweigerlich mit einer Entscheidung verbunden sind. Gleichzeitig können Sie nicht richtig ja zur Beziehung sagen, und nein sagen Sie auch nicht. Ein unbefriedigender Zustand – für beide. Zusätzlich ist es äußerst unfair, dem Partner mit Kinderwunsch die Zeit zu stehlen, die er oder sie für den Aufbau einer tragfähigen Beziehung für die Familiengründung benötigt. Eine Trennung wird nicht friedlicher, je länger Sie sie hinauszögern.

    Wenn Sie vor einer Grundsatzentscheidung wie der eben beschriebenen stehen und jetzt einen Entschluss fassen möchten, gehen Sie folgendermaßen vor:


    1. Machen Sie sich klar, dass es im Leben nie nur eine richtige Entscheidung gibt. Sie können jedoch eine gute Entscheidung treffen. Wenn Sie Ihr Bestes geben, werden Sie es Ihre Wahl auch nicht bereuen und sind mit sich im Reinen.

    2. Grundsätzlich sind zwei Dinge bedeutsam: Vertrauen Sie Ihrer Intuition und seien Sie ehrlich zu sich selbst! Damit sind Sie ideal auf den Entscheidungsprozess vorbereitet.

    3. Kommen Sie innerlich zur Ruhe. Das gelingt zum Beispiel bei einem langen Spaziergang in der Natur. Bewegung fördert den Gedankenfluss. Kommen Sie im Augenblick an, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atem richten oder die Bewegungen Ihres Körpers spüren. Sobald sich Ihr Kopfkino beruhigt hat, stellen Sie sich eine Ihrer Optionen gedanklich vor: Wie fühlt es sich in zehn Jahren an? Malen Sie sich die Situation detailliert aus und achten Sie auf Ihr Befinden. Es kann sinnvoll sein, mehrere Tage gedanklich mit der Variante zu leben und sie immer wieder in Ruhe zu überprüfen. Sind Sie ein visueller Typ? Halten Sie Ihre Eindrücke fest, indem Sie malen oder schreiben.

    4. Anschließend verfahren Sie mit den anderen Optionen wie in Punkt zwei beschrieben.

    5. Die Variante, bei der Sie die meiste Lebendigkeit, Weite und Freude spüren sollten Sie sich genau anschauen. Sie scheint am besten zu Ihnen zu passen.

    6. Sobald die Entscheidung getroffen ist, richten Sie Ihre Aufmerksamkeit und Energie auf die positiven Aspekte der Zukunft und verscheuchen Sie Zweifel. Der Frage nach dem „was-wäre-wenn“ sollten Sie keinen Raum geben. Sie raubt Kraft und Mut.

    7. Jetzt brauchen Sie noch einmal Mut, um Ihre Entscheidung Ihrem Umfeld mitzuteilen. Holen Sie sich auch hier wieder Rückhalt, wenn sie merken, dass Ihnen dieser Schritt schwer fällt. Angst zu haben ist normal. Sobald Sie diese Enge durchschritten haben, spüren Sie die Weite. Konzentrieren Sie sich auf dieses Ziel und gehen Sie los. – Alles Gute dafür!

    Und was ist mit den nicht gewählten Möglichkeiten?

     

    Sie müssen davon ausgehen, dass jede Entscheidung unterschiedliche Gefühle hervorruft: Erleichterung über den Entschluss, Freude auf das Neue, Angst vor dem Ungewissen, Trauer über positive Aspekte der nicht gewählten Optionen.

     

    Wenn Sie sich zum Beispiel von Ihrem Partner trennen, dann freuen Sie sich darauf, die Freiheit des Single-Daseins zu genießen, keine anstrengenden Diskussionen mehr führen zu müssen und malen sich vielleicht gedanklich aus, wie eine neue Beziehung aussehen könnte. Gleichzeitig tauchen vielleicht Trauer oder Enttäuschung auf. Sie beide waren einmal glücklich und hatten gemeinsame Pläne. Trotzdem hat die Beziehung nicht funktioniert.

    Der „too-much-choice-effect“ oder: Wie viel Auswahl brauchen wir?

    Im Jahr 2009 untersuchten die spanischen Wirtschaftswissenschaftler Elena Reutskaja und Robin Hogarth, wie sich eine unterschiedliche Anzahl an Wahlmöglichkeiten auf die Zufriedenheit von Kunden auswirkt. Ihre Versuchspersonen sollten eine Geschenkverpackung aussuchen. In mehreren Testreihen hatten die Versuchspersonen 5, 10, 15 oder 30 Schachteln zur Auswahl, die sich in Form und Farbe unterschieden.

     

    Das Experiment ergab: Die Zufriedenheit mit den Auswahlmöglichkeiten zeichnet eine umgekehrte U-Kurve. Fünf Optionen betrachteten die Teilnehmer als zu geringe Auswahl, um eine gute Entscheidung zu treffen. Bei zehn Geschenkverpackungen waren sie am zufriedensten mit Ihrer Wahl. Ab 15 Geschenkverpackungen sank die Zufriedenheit – die Versuchspersonen fühlten sich von der Menge überfordert. Und bei 30 unterschiedlichen Verpackungen waren sie genauso unzufrieden wie mit fünf.

     

    Im Gegensatz zu Maschinen sind Menschen widersprüchlich. Einerseits betrachten wir eine große Auswahl als Freiheit, die wir auch einfordern. Gleichzeitig sind unsere Möglichkeiten zur Informationsverarbeitung begrenzt. Ein Zu-viel-des-Guten fördert eher Gereiztheit und Frust, als dass es die Stimmung hebt. An dieser Stelle darf man nicht vergessen: Jede Entscheidung kostet Energie. Wer den ganzen Tag im Job wichtige Beschlüsse fällt und dann abends im Supermarkt zwischen 20 verschiedenen Joghurtsorten wählen soll, dem reißt schon mal der Geduldsfaden.

     

    Der Satz „die Dosis macht das Gift“ erweist sich auch hier als richtig.

     

    Diskussionen um Nachhaltigkeit und Klimaschutz könnten diese Erkenntnisse voranbringen. Brauchen wir tatsächlich so viele verschiedene Arten von Shampoos, Shirts, Autos und Hosen? Oder führt die kaum überschaubare Auswahl zu unnötigem Stress und schadet mehr als sie nützt? Wie stehen Sie zu diesem Thema?

    Die gute alte Zeit: War es früher wirklich einfacher?

    Kurz und knapp: Nein.

     

    Der Mythos von der guten, alten Zeit hat zwei Ursachen.

     

    Einerseits neigen Menschen dazu, die Vergangenheit zu verklären. Das liegt daran, dass unsere Erinnerungen nicht unbedingt der damaligen Wahrnehmung der Situation entsprechen. Die psychologische Forschung hat folgendes festgestellt: Jedes Mal, wenn wir an eine Begebenheit aus der Vergangenheit denken oder über sie sprechen, färbt die aktuelle Stimmung auf die Erinnerung ab.

     

    Wenn Sie also das nächste Mal entspannt mit Freunden zusammensitzen und über ihre Schulzeit plaudern, werden in der heiteren Stimmung mehr positive Augenblicke erinnert und negative Ereignisse erscheinen weniger schlimm. Sie werden nach diesem Abend ein positiveres Bild dieser Zeit mit sich tragen.

     

    Darüber hinaus schwingt bei vielen Menschen das Lebensgefühl der Kindheit mit, wenn sie an früher denken. Natürlich war das Dasein einfacher – ohne den Kredit für den Hausbau und die Verantwortung für zwei schulpflichtige Kinder. Die eigenen Eltern hatten es zu dieser Zeit sicher nicht leichter. Fragen Sie sie doch danach!

    Erwachsen und von den Eltern unabhängig?

    Die meisten jungen Erwachsenen starten mit hohen Erwartungen in das eigene Leben – und sie erkennen rasch, dass sie zwar volljährig sind, aber Vieles noch nicht wissen. Die Eltern bleiben als Ratgeber wichtig. Denn wer hat mit 20 schon Ahnung, was beim Mieten einer Wohnung zu beachten ist, welche Versicherungen sinnvoll und welche überflüssig sind? Von der privaten Altersvorsorge erst gar nicht zu sprechen. Bei diesen Fragen greifen die meisten gern auf die Erfahrung von Mutter und Vater zurück. Je mehr die Eltern als unterstützend und je weniger als dominant erlebt werden, umso offener kommen die jungen Erwachsenen auf sie zu.

    Fazit

    Erwachsen zu werden war noch nie einfach. Noch vor fünfzig Jahren hatten junge Menschen meist keine großen Wahlmöglichkeiten. Frauen wurde zwar eine Berufsausbildung zugestanden. Dahinter stand jedoch die Erwartung, dass sie nach der Ausbildung aus dem Beruf ausscheiden und sich um Kinder und Haushalt kümmern würde. Heute stellt das Leben junge Erwachsene beider Geschlechter vor andere Herausforderungen. Es bringt natürlich Risiken mit sich, aber in jedem Fall viele neue Chancen – und die gilt es zu nutzen. Viel Erfolg und Freude dabei!

     

    Weitere Informationen gibt‘s hier:

     

    • Koch, Claus & Hurrelmann, Klaus (2016): Pubertät war erst der Vorwaschgang: Wie junge Menschen erwachsen werden und ihren Platz im Leben finden. Gütersloher Verlagshaus.
    • Grün, Anselm (2018): Was will ich? Mut zur Entscheidung. Vier Türme Verlag.
    • Pinker, Steven (2018): Aufklärung jetzt: Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung. Fischer Verlag.
    • Grün, Anselm (2019): Versäume nicht dein Leben. Das Taschenseminar zum Nachdenken und Weiterwachsen. Vier Türme Verlag.
    • Kommer, Gerd (2018): Souverän investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden. Campus-Verlag.
    • Müller, Claudia (2020): Finanzen – Freiheit – Vorsorge: Der Weg zur finanziellen Unabhängigkeit – nicht nur für Frauen. Springer-Verlag.

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    Susanne Schmieder

    Autorin: Susanne Schmieder

    Psychologin
    Mit Worten jonglieren, den richtigen Ton treffen und die Leser wertvoll informieren - das macht mir großen Spaß. Als Diplom-Psychologin verfasse ich hilfreiche und nützliche Fachartikel. Das bedeutet für mich Faszination und Herausforderung zugleich.

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